Lagom ist ein häufig verwendetes schwedisches Wort. Es bedeutet so viel wie gerade oder genau richtig. Die Skandinavistin Beatrice Kindler begründet, wie sich Sprachforscher die Herkunft des Begriffs erklären: »Man glaubt, dass der Ursprung dieses Allerweltsworts am Lagerfeuer der Wikinger zu finden ist, dort tranken alle aus einem einzigen Becher, der die Runde machte. Damit es nicht zum Streit kam, durfte jeder nur so viel trinken, dass es für die ganze Runde, also laget om, reicht. Daraus entstand das Wort lagom.« Das Wort kann sowohl auf das Essen, die Geschwindigkeit, die Temperatur, den Zeitpunkt und sowieso auf alles andere angewendet werden – und damit auch auf den »gerade richtigen« Arbeitseinsatz, um weder als Streber noch als Faulpelz dazustehen. Pareto dagegen beschreibt ein häufiges Verhältnis oder auch Missverhältnis: Der Namensgeber Vilfredo Pareto fand Ende des 19. Jahrhunderts heraus, dass etwa 20% der Familien in Italien etwa 80% des Volksvermögens besaßen. Aus dieser Beobachtung folgerte er, dass Banken sich in erster Linie um eben diese 20% der Familien kümmern sollten. Später wurde daraus die 80-zu-20-Regel, die besagt, dass ein Unternehmen etwa 80% seines Umsatzes mit etwa 20% seiner Kunden generiert oder auch dass 80% der Ergebnisse in 20% der Gesamtzeit eines Projekts erreicht werden… und die verbleibenden 20% wiederum 80% der Gesamtzeit benötigen. Das Geheimnis eines professionellen Zeitmanagements besteht also darin, zu entscheiden, bei welchen Tätigkeiten sich Perfektionismus lohnt. Doch weit häufiger entscheidet – scheinbar ganz ohne unsere Beteiligung – der Zeitmangel über das Maß unseres Perfektionismus. Da ist dann ein funktionierender Code nicht unbedingt ein sauberer Code. Oder ein langer Text nicht unbedingt ein präziser Text. »Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit.« Dieses Zitat wird, unter anderen, Goethe zugeschrieben. Die wahrscheinlich früheste Entschuldigung in dieser Form schrieb aber Blaise Pascal schon im Jahr 1656. Auch beim Fertigstellen eines VKSI Magazins bleiben 100% das hehre Ziel. Aber im Unterschied zu den Konsequenzen eines Software-Fehlers hindert ein kleiner Feler niemanden am Weiterlesen. Was jedoch den Inhalt anbelangt: Wenn wir mit 20% unserer Artikel 80% unserer Leserinnen und Leser interessieren und die restlichen 20% der Leserinnen und Leser sich auf die anderen 80% unserer Artikel konzentrieren, so sollten wir auch entsprechend unseren Einsatz bemessen. Die Fragestellung ist nicht neu, indes ist nicht immer klar, für welche 20% sich die 80% nun am meisten interessieren. Sagen Sie es uns. Gerne auch in einer Mail mit zu 80% korrekter Orthografie. Das reicht dann schon zum Verstehen.
Susann Mathis
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